Therapieverfahren
Kognitive Verhaltenstherapie
In der kognitiven Verhaltenstherapie stehen die aktuellen Belastungen und deren Bewältigung im Fokus der Behandlung. Ziel ist es, eigene Erlebens- und Verhaltensmuster (also das eigene Denken, Fühlen und Handeln) so zu verändern, dass eine bessere Bewältigung der jeweiligen Hürden im Leben möglich wird. Die Behandlung beruht auf den Ergebnissen aktueller psychologischer Forschung und medizinischer Erkenntnisse. Meist findet die individuelle Lebensgeschichte besondere Berücksichtigung, da diese für die Entstehung und Aufrechterhaltung der aktuellen Probleme oft wichtig ist. Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie ist bei vielen psychischen Problemen und Störungsbildern wissenschaftlich sehr gut belegt.
Die Therapie
In der Therapie werden die individuellen Probleme auf verschiedenen Ebenen betrachtet: Den erlebten Gedanken und folgenden Gefühlen, zugehörigen Körperempfindungen und resultierendem Verhalten. Neben „verstehenden“ Elementen mithilfe derer sich ein genaueres Verständnis für die jeweilige Symptomatik entwickeln lässt, werden konkrete Übungen und „Hausaufgaben“ mit Blick auf den Alltag gemeinsam erarbeitet. So sollen die in der Therapie entwickelten Ideen in konkreten Belastungssituationen überprüft und angewandt werden, um so über das veränderte Verhalten eine Korrektur auf den übrigen Problemebenen (Gedanken, Gefühle und Körperempfinden) zu erreichen. Die Therapie findet damit nicht nur in der therapeutischen Praxis statt, sondern setzt auch in den Zeiten zwischen den Sitzungen fort.
Schematherapie
Die von Jeffrey E. Young entwickelte Schematherapie zählt zu der so genannten „dritten Welle” in der Verhaltenstherapie.
Die Schematherapie geht davon aus, dass es erlernte Grundschemata gibt, das heißt ein Verbund aus bestimmten Gedanken (Grundannahmen), Gefühlen, Körperempfindungen und Handlungsimpulsen. Diese Schemata entstehen in der frühen Lebensgeschichte. In ihrer Entstehungszeit waren sie meist sinnvoll und hilfreich. Auch in der Gegenwart zielen sie darauf ab, individuell bedeutsame Bedürfnisse zu befriedigen und steuern dadurch unser Verhalten. Schemata sind wie „Leitsätze”, die unser Erleben und Verhalten steuern. Häufig passt jedoch ein altes Schema nicht mehr zur der aktuellen Situation, in der man dem Schema wieder „begegnet”. Durch das wieder aktivierte Schema ist man dann nicht in der Lage, den Anforderungen der gegenwärtigen Situation gerecht zu werden. Man gerät unter Stress und Anspannung und kann nicht mehr wirkungsvoll handeln. Meist sind uns unsere Schemata nicht bewusst und zunächst auch nicht veränderbar. Deshalb ist es wichtig zu erkennen, in welchen Situationen sie aktiviert werden um einen neuen, entlastenden Umgang damit zu erlernen.
Die Therapie
Zentrales Merkmal der Schematherapie ist das gezielte Arbeiten mit in der Therapie erlebten und erzeugten Gefühle sowie der damit verbundenen körperlichen Aktivierung. Durch das schematherapeutische Vorgehen lassen sich Konflikte aus der jeweiligen Lebensgeschichte herausarbeiten, die als grundlegend für die aktuell erlebten Schwierigkeiten und belastenden Gefühle verstanden werden. Es sollen dann neue emotionale Reaktionen aufgebaut und erlernt werden. Zu den Behandlungstechniken gehören Imaginationsübungen und das Arbeiten mit verschiedenen Anteilen und Bedürfnissen („Stühlearbeit”).
Achtsamkeit basierte Therapie
Achtsamkeit ist eigentlich eine menschliche Grundeigenschaft, die wir alle inne haben. In den letzen Jahren wurde Achtsamkeit im Zuge der „dritten Welle” in der Verhaltenstherapie auch als Element für die Psychotherapie entdeckt. Sich mit Achtsamkeit zu beschäftigen kann auch außerhalb von Therapie für Patienten und Therapeuten eine hilfreiche Ressource sein, mit den Höhen und Tiefen des Alltags besser zurecht zu kommen.
Achtsamkeit meint eine bestimmte Geisteshaltung, in der wir uns bewusst allen Erfahrungen (Sinneseindrücken, Gedanken, Gefühlen, Handlungsimpulsen) im augenblicklichen Moment zuwenden, ohne dabei etwas verändern oder erreichen zu wollen. Das kann auch heißen, dass eine augenblicklich nicht zu verändernde schwierige Situation als solche erst einmal angenommen wird.
Daraus kann sich ein Lebensgefühl entwickeln, das einher geht mit mehr Gelassenheit, Leichtigkeit, innerer Ruhe und Lebendigkeit.
Die Therapie
Psychische Probleme und das Leiden darunter sind häufig gekennzeichnet durch ein starkes Verhaftet-Sein an bestimmten Vorstellungen oder Gedanken und Gefühlen. Dadurch fehlt die innere Distanz – ein Zwischenraum – um sich mit den Problemen auseinandersetzen zu können und wieder freier handeln und entscheiden zu können. Das Üben von Achtsamkeit in der Therapie kann helfen, wieder einen Zugang zum eigenen Erleben zu finden und dadurch den eigenen Problemen mit einem unverstellten Blick zu begegnen. Achtsamkeitsübungen können auch dabei helfen, das Erleben wieder mehr auf die Gegenwart zu richten, denn nur die Gegenwart können wir unmittelbar beeinflussen und vielleicht verändern. Menschen mit Depressionen grübeln z.B. häufig über die Vergangenheit nach und Menschen mit Angststörungen sorgen sich oft über die Zukunft.
In der Therapie werden Achtsamkeitsübungen gemeinsam durchgeführt. Eine Übung ist z.B. das achtsame Beobachten des eigenen Atems, denn der Atem, den wir immer haben, ist ein guter Bezugspunkt zum gegenwärtigen Moment.
Achtsamkeitsbasierte Therapieelemente lassen sich gut in die Behandlung verschiedener Störungsbilder und Belastungen einbeziehen. Dazu gehören pragmatisch umsetzbare Übungen mit oft nachhaltigem Effekt. Je nach persönlicher Situation, dem speziellen therapeutischen Auftrag und auch dem persönlichen „Geschmack” können achtsamkeitsbasierte Übungen und Techniken die Therapie ergänzen.